Vier Frauen unterschiedlicher Körpertypen in Bikinis halten gemeinsam ein Schild mit den Worten „Every body is beautiful“ hoch.

Bodypositivity: Mehr als ein Hashtag

Eine Bewegung für Akzeptanz, Sichtbarkeit und Gerechtigkeit

In den letzten Jahren hat der Begriff Bodypositivity immer mehr Aufmerksamkeit erhalten – sowohl in den sozialen Medien als auch im gesellschaftlichen Diskurs. Doch hinter dem bunten Instagram-Feed und motivierenden Selbstliebe-Zitaten steckt eine tiefgreifende Bewegung, die vor allem eines will: Respekt und Gleichbehandlung für alle Körper – unabhängig von Gewicht, Form, Hautfarbe, Behinderung oder Geschlechtsidentität. In Deutschland wächst die Bewegung gegen Gewichtsdiskriminierung stetig. Eine besondere Schwere hat die Diskriminierung in den Strukturen im Gesundheitswesen, die mehrgewichtige Menschen oft systematisch benachteiligen.

 

Was bedeutet Bodypositivity wirklich?

Bodypositivity ist eine soziale Bewegung, die sich für die Akzeptanz aller Körperformen und -größen einsetzt. Ursprünglich stammt sie aus der Fat Acceptance-Bewegung, die in den 1960er Jahren in den USA entstand. Damals wie heute fordern Aktivist*innen ein Ende der gesellschaftlichen Stigmatisierung von dicken Menschen – sei es in der Modewelt, im Alltag oder besonders im medizinischen Kontext.

Wichtig: Bodypositivity bedeutet nicht, Gesundheitsprobleme zu ignorieren oder unkritisch zu feiern, sondern vielmehr, dass jede Person unabhängig von ihrer Körperform Respekt, Gleichbehandlung und Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung verdient.

 

Bodypositivity in Deutschland: Wo stehen wir?

In Deutschland hat sich in den letzten Jahren einiges bewegt. Aktivist*innen, Organisationen und Influencer*innen tragen dazu bei, über Gewichtsdiskriminierung aufzuklären und Gegenentwürfe zu gängigen Schönheitsnormen sichtbar zu machen.

Einige wichtige Akteur*innen in der deutschsprachigen Szene sind:

  • Melodie Michelberger, DariaDaria, Luisa Dellert – Influencer*innen und Autor*innen, die sich öffentlich zu Bodypositivity äußern.
  • „Gesellschaft gegen Gewichtsdiskriminierung e.V.“ – Eine deutsche Organisation, die sich gezielt gegen Diskriminierung im Alltag und im Gesundheitssektor einsetzt.

Trotzdem bleibt die Realität für viele mehrgewichtige Menschen in Deutschland herausfordernd – gesellschaftlich ebenso wie in dem wichtigen medizinischen Bereich.

 

Diskriminierung im Gesundheitswesen: Ein strukturelles Problem

Eine der gravierendsten Formen von Gewichtsdiskriminierung findet im Gesundheitssystem statt. Studien zeigen, dass dicke Menschen oft später medizinisch versorgt werden, seltener ernst genommen werden und häufiger eine rein gewichtsbezogene Behandlung erfahren – auch wenn das ursprüngliche Anliegen nichts mit dem Gewicht zu tun hatte.

Beispiele für strukturelle Probleme:

  • Viele Ärzt*innen führen Symptome pauschal auf das Körpergewicht zurück, ohne weitere Ursachen zu prüfen.
  • Es fehlt an passenden medizinischen Geräten, wie Blutdruckmanschetten oder Untersuchungsliegen für große Körper.
  • Präventivangebote und Gesundheitsberatung sind oft stark gewichtsfixiert, statt ganzheitlich und individuell ausgerichtet zu sein.

Die Folge: Viele mehrgewichtige Menschen vermeiden Arztbesuche oder fühlen sich im Gesundheitswesen nicht ernst genommen – mit potenziell gefährlichen gesundheitlichen Konsequenzen.

Was muss sich ändern?

Die Bodypositivity-Bewegung in Deutschland fordert im Medizinsektor konkrete Veränderungen – nicht nur im Denken, sondern in Strukturen:

  • Mehr Sensibilisierung in medizinischer Ausbildung
    Künftige Mediziner*innen brauchen eine Schulung im Umgang mit Diversität – inklusive Körperdiversität.
  • Neutralere Sprache in der Gesundheitskommunikation
    Weg von schambesetzter Rhetorik, hin zu wertschätzendem, empowerndem Umgang mit allen Patient*innen.
  • Inklusive Gesundheitsangebote
    Präventionsprogramme, Ernährungstipps und Sportangebote sollten nicht nur „für Normalgewichtige“ konzipiert sein, sondern für alle Menschen zugänglich, sicher und respektvoll gestaltet werden.

Fazit: Bodypositivity ist politisch - und dringend nötig

Bodypositivity ist kein Lifestyle-Trend, sondern ein notwendiges gesellschaftliches Umdenken. Mehrgewichtige Menschen haben das Recht auf ein Leben frei von Diskriminierung – im Alltag, im Job, in der Modewelt und besonders im Gesundheitswesen. In Deutschland wächst die Bewegung, doch es bleibt viel zu tun: Aufklärung, politische Lobbyarbeit und ein ehrlicher Blick auf Vorurteile in unseren Köpfen.

Ein gesunder Umgang mit Körpern beginnt nicht bei der Waage – sondern beim Respekt.

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